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INSIGHTS mit Ursina Brack

Innovation in der Suva

Ursina Brack
Ursina Brack

Suva ist einer unserer vier initialen Partner der Digital Health Initiative 2022. Als Teil dieser haben wir, gemeinsam mit der Suva sowie StakeholderInnen des Prozesses und Startups/ ExpertInnen, einen Problem & Ideation Sprint zum Thema “Ermittlung der Arbeitsunfähigkeit” veranstaltet. Ursina Brack, Innovation Managerin & Business Development in der Suva, ist unsere Ansprechpartnerin für die Digital Health Initiative. Sie gewährt uns in einem Interview Insights in die Innovationskultur des Unternehmens, das Schweizerische Gesundheitswesen sowie ihre Erfahrung als Partnerin der DHI .

Ursina Brack, welche Rolle spielt die Suva im Schweizer Gesundheitssystem und welchen Beitrag leistet sie zum Wohle des Gesundheitswesens und der Schweizer Bevölkerung?

Die Schweizerische Unfallversicherung Suva ist ein wichtiger Teil des schweizerischen Sozialversicherungssystems. Als selbstständiges Unternehmen des öffentlichen Rechts versichert die Suva Menschen im Beruf und in der Freizeit, wobei bei uns primär die sehr risikoreichen Branchen obligatorisch versichert sind.

Die Suva hilft nicht nur nach einem Unfall oder bei einer Berufskrankheit. Ihre Leistungen gehen über den obligatorischen Versicherungsschutz nach einem Unfall hinaus, und zwar dadurch, dass wir uns sowohl stark in der Prävention, also der Verhinderung von Unfällen, engagieren, als auch zwei eigene Rehabilitationskliniken betreiben. Mit dem Modell Suva verbinden wir Prävention, Versicherung und Rehabilitation. Die Suva ist selbsttragend; sie erhält keine öffentlichen Gelder und gibt Gewinne in Form von tieferen Prämien an die Versicherten zurück.

Das Schweizer Gesundheitswesen zählt zu den besten der Welt. Wo siehst Du persönlich weiteres Optimierungspotential?

Unser Gesundheitswesen ist sehr stark fragmentiert und föderalistisch organisiert. Tolle Ideen und Lösungen lassen sich oft nur sehr langsam flächendeckend einsetzen, weil die Sonderregelungen von Bund und Kantonen einzuhalten sind. Gesetzesänderungen, die schweizweit grosse Auswirkungen haben, scheitern oft an Referenden. Hier sehe ich das Potenzial von Ökosystemen, in welchen sich die verschiedenen Akteure so vernetzen, dass sie schlagkräftig sind und Fakten schaffen können. Und natürlich besteht Optimierungspotenzial bei den explodierenden Kosten im Gesundheitswesen. Hier sind womöglich digitale Lösungen ein erster Schritt, um die teure Ressource «Arbeitskraft» etwas zu entlasten.

Wie wird Innovation innerhalb der Suva gelebt?

Innovation wird in der Suva dezentral betrieben. All unsere wichtigsten Departemente bzw. Prozesse haben einen Innovation Manager, der sich um Innovation im spezifischen Themenbereich kümmert. Aus dem Business Development heraus steuern wir diese dezentrale Innovation im Sinne unserer Dachstrategie.

Wir haben keinen fix vorgegebenen Innovationsprozess, sehr wohl aber verschiedene Tools, Formate und Methoden, die wir einsetzen. Vom internen Ideenportal zu Ideenkampagnen, InnoDays zur Co-Creation mit Kunden mit Design Thinking Ansätzen und Intrapreneurship-Programmen – wir haben alles. 

Dennoch gilt es anzumerken, dass wir wohldosiert in Innovation «investieren», zumal wir Monopolistin sind und nicht die Prämiengelder unserer Pflicht-Versicherten unverhältnismässig verschwenden dürfen.Wenn immer möglich versuchen wir, Departements-übergreifende Ideen zu verbinden, von mehreren Innovation Managern gemeinsam voranzutreiben, um intern auch etwas mehr Schlagkraft zu haben.

Welchen Mehrwert kann die Suva Startups als Partnerin bieten?

Als obligatorische Sozialversicherung für einen Grossteil unserer arbeitenden Schweizer Bevölkerung können wir Startups Zugang zu einer sehr grossen Versicherten-Basis bieten. Wir haben eine Fülle an Daten – nur Vorsicht: der Datenschutz ist bei den hier relevanten besonders schützenswerten Daten sehr streng! Weiter haben wir verschiedene Abteilungen, deren daily business von Innovation abhängt: gerade unsere Schadenfallabwicklung wird derzeit zu grossen Teilen automatisiert. Mit Machine Learning setzen wir hier auf neuste Technologien und sind weiter an innovativen Ansätzen interessiert. In der Prävention haben wir sogar den gesetzlichen Auftrag, uns aktiv einzusetzen für die Verhinderung von Unfällen und Berufskrankheiten. Dazu entwickeln die Kolleginnen und Kollegen stetig neue Präventionsangebote. Auch hier sind wir auf spannende Innovationen angewiesen. 

Weshalb ist die Suva Partnerin der DHI und unterstützt die Initiative?

Für diese erstmalige Durchführung der DHI konntet ihr uns insbesondere gewinnen, weil wir für uns als «bürokratischen Dampfer», als staatsnahen Teilmonopolisten, erfahren wollten, wie gut es uns gelingt, mit «wendigen Speedboats», den Startups und Kreativköpfen, zusammen zu arbeiten. Wir sind uns das bei der Suva nicht wirklich gewohnt. Für uns bot sich die Gelegenheit, einerseits diese Startup-Zusammenarbeit in einem durch Bluelion organisierten und strukturierten Prozess zu «üben» und zu durchlaufen. Andererseits reizte uns natürlich der Austausch mit den anderen Initiativpartnern, der uns einen Blick über den Tellerrand erlaubte.

In diesem Jahr hat die Suva insbesondere nach einer Lösung gesucht, welche die Interoperabilität bei Unfällen verbessern kann. Wie seid ihr dieses ziemlich komplexe Thema innerhalb der DHI angegangen?

Natürlich hofften wir, wie alle Initiativ-Partner darauf, dass wir die «eierlegende Wollmilchsau» unter den Bewerbern auf unsere Challenge finden. Also ein Startup, das uns pfannenfertig eine Lösung serviert. Natürlich war diese nicht dabei. Kein Startup passte so richtig zu unserer Challenge.

Es freute uns darum sehr, dass Bluelion uns mit einer alternativen Vorgehensweise überraschte: Ein Design Sprint, in dem wir mit allen relevanten Stakeholdern gemeinsam in einer intensiven Woche an Lösungsansätzen gearbeitet haben. Für uns war dieses Format sehr wertvoll und ein mehr als angemessener Ersatz! Danke vielmals dafür!

Wie werdet Ihr das Thema weiterverfolgen?

Unsere beiden Challenges sind noch nicht ganz abgeschlossen, da bleiben wir natürlich am Ball und schauen, wie wir Elemente davon umsetzen können. Gerade aus dem Erfahrungsaustausch zu unserer HR-Challenge könnten wir uns vorstellen, dass sich dieser zu einem regelmässigen, wertvollen Austauschformat etabliert. Aus dem Design Sprint zu unserer Challenge im Schadenmanagement bezüglich der Abwicklung von Unfällen wollen wir lernen und für alle Stakeholder künftig einen einfacheren Prozess ermöglichen.

Wie hast Du den Austausch und Wissenstransfer generell innerhalb der DHI erlebt?

Die Initiativpartner zeigten sich alle sehr offen und aufgeschlossen im Austausch. Interne Herausforderungen, Stolpersteine und Unwegsamkeiten wurden offen angesprochen, die anderen Partner um Rat bzw. Lösungsideen gefragt. Das hat mir sehr gefallen. Wir haben schnell eine schöne Vertrauensbasis bilden können für die Diskussion der Themen, die uns aktuell beschäftigen.

Mit den zwei zusätzlich ins Leben gerufenen Workshops zu Reimbursement Models sowie zum Data Management wurde der Kreis der Teilnehmenden geöffnet. Das war für den Wissenstransfer sehr spannend, wenngleich da diese Vertrauensbasis, die unter den DHI-Teilnehmenden nach kurzer Zeit herrschte, nicht im selben Masse spielen konnte.

Welche Tipps kannst Du anderen grossen Gesundheitsorganisationen hinsichtlich Innovationsmanagement mit auf den Weg geben?

«Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…» Mit diesem Mindset bewahrt man sich und andere – gerade auch interne – Stakeholder vor Enttäuschungen. Innovation läuft nicht linear, nicht nach einem fix vorgegebenen Plan. Mit genügend Offenheit und Flexibilität lässt sich im Bereich Innovation im Gesundheitswesen sehr viel bewegen. Wichtig scheint mir, natürlich an die grossen, disruptiven Ideen für unser fragmentiertes Gesundheitswesen zu glauben und daran zu arbeiten. Dennoch brauchen wir als Organisationen im Gesundheitsmarkt auch «quick wins» auf dem Weg dahin.

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